Zum Abschluss der Triathlonsaison besteht beim Einzelzeitfahren auf der Teststrecke von Mercedes in Stuttgart-Untertürkheim die Chance mit dem Rennrad richtig Gas zu geben.
Die Veranstaltung wird von der Betriebsportgruppe der Daimler Benz AG – der Radsparte des SG Stern Stuttgart – seit Jahren durchgeführt. Teilnahmeberechtigt sind alle radbegeisterte Mitarbeiter des Konzerns; unser Ironman Jörg Kammerer arbeitet ja dort. Doch es dürfen auch Gäste starten. So habe auch ich das Vergnügen zum Ende der Saison nochmal durchzustarten. Ich starte im Trikot meiner Bank.
Das Einzelzeitfahren wird über 24 km ausgetragen, 8 Runden auf der Teststrecke á 3 Kilometer. Die Strecke auf dem Werksgelände hat schon eine ganz besondere Atmosphäre. Aus Geheimhaltungsgründen werden alle Radler am Werkstor abgeholt und im Konvoi geht es zum Start. Die Strecke ist für uns gesperrt. Warmfahren kann man sich auf der Kreisbahn.
Die Teststrecke war in meiner Kinderzeit Drehort eines Autotests von Sportredakteur Rainer Günzler, der dienstags zur Abendzeit im Rahmen der Sendung Sportspiegel im ZDF ausgestrahlt wurde. So kommen mir die Bilder des Tests am Ort des Zeitfahrens in Erinnerung – Kurvenverhalten; Rütteltest, Seitenwindtest, Bremsweg, Wendekreis, Spritverbrauch, Dichtheits- und Kältetest – nicht mit meinem Fahrrad!
Nur die Geschwindigkeit ist entscheidend! Alle 2 Minuten startet man von der Startrampe. Kerzengerade entlang des Neckarufers, allerdings durch Sichtschutz verdeckt, geht es mit Vollgas zum Wendepunkt, einer Steilwandkurve. Das Tempo mit dem Rennrad reicht allerdings nicht aus um die Fliehkraft zu testen. Durch einen Betonkanal geht es, unter einer Brücke hindurch zurück in Richtung Start und Ziel. Auch wenn die dort installierte Windanlage zur Messung der Seitenwindabweichung nicht an ist, kämpft man dort meist leicht gegen den Wind. Am Zielstrich besteht jede Runde die Möglichkeit die Durchschnittsgeschwindigkeit zu kontrollieren und der Kampf, nicht langsamer zu werden, beginnt in jeder Runde neu. Jede Runde beginnt mit der Umrundung der Kreisbahn, die auch überhöht ist und mit Blick auf die lange Gerade – 8 mal Vollgas, was die Beine hergeben.
Zulässiges Material ist alles was schnell macht und UCI konform ist. So ist das Rennen, wie auch jede Triathlonveranstaltung, eine Materialschlacht mit Zeitfahrmaschine, Scheibenräder und Aerohelm. Da kommt man ins Staunen. Highlight ist ein vollverkleidetes Liegefahrrad, das außer Konkurrenz mitfährt.
Mit einer Zeit von 0:38:58 lande ich auf den drittletzten Platz der knapp 50 Starter; immerhin nahezu ein 36er Schnitt. Jörg Kammerer fährt eine hervorragende Zeit von 0:32:58, das mit einer erst vor kurzem ausgeheilten Muskelverletzung. Der schnellste Radler schafft eine Zeit unter 30 Minuten und die stromlinienoptimierte Rakete schafft die 24 Kilometer in 25 Minuten.
Mit vielen Radkilometern in den Beinen in diesem Jahr, hoffte ich auf eine neue Bestzeit. Mit 2 Sekunden unterbot ich meine persönliche Schallmauer von 39 Minuten. Im Vergleich zu den letzten Jahren liegt die Differenz immer nur bei einigen Sekunden. Die Zeit pro Runde liegt zwischen 04:57 und 05:01. Irgendwie scheine ich auf ein Tempo gepolt zu sein!
Das Zeitfahren ist jedes Jahr ein schöner Abschluss. Wer fährt nächstes Jahr mit?
11.09.2016 joachim_hambuecher