11.10.2014 jörg kammerer
Endlich hat es für Jörg Kammerer mit der Qualifikation für die Ironman Weltmeisterschaft in Kailua-Kona, Big Island, Hawaii geklappt. Nach mehreren knapp gescheiterten Versuchen konnte er sich in diesem Jahr, auch für ihn ziemlich überraschend, den lang gehegten Traum vom Start auf Hawaii erfüllen.
Da der Wettkampf außerhalb der Schulferien stattfand, konnte ihn seine Familie leider nicht begleiten. So gesellten sich kurzentschlossen Jürgen Kaub und Alexander Fink als Wasserträger zur kleinen TVM Reisegruppe Hawaii. Am Freitag, den 3. Oktober starteten die drei zum Trip auf die andere Seite des Globus. Hannes Blaschke von Hannes Hawaii Tours trafen sie bereits am Flughafen in Frankfurt und so konnte eigentlich schon nichts mehr schief gehen. Die Reise war wirklich perfekt organisiert. Von der Abholung am Flughafen über die organisierten Trainings auf der Wettkampfstrecke, das Interview mit den Stars Kristin Möller, Thomas Hellriegel und Sebastian Kienle, die separate Nudelparty, den Shuttle zur Radstrecke auf den QueenK Highway, das Stimmungsnest inkl. Verpflegung auf der Laufstrecke und die AfterRace Party bis hin zum Rücktransfer zum Flughafen. Aber der Reihe nach.
Jörg kannte sich durch den schon vor der Quali geplanten Urlaub kurz zuvor auf Big Island schon gut aus. So wurde die Woche vor dem Rennen unter anderem mit Schwimmtraining am berühmten Pier von Kona, der in der Ironman Woche auch Dig Me Beach genannt wird, Radtraining auf dem Highway vom Wendepunkt in Hawi zurück nach Kona, aber auch mit gemütlichen Stunden an wunderschönen Stränden, einer Schnorcheltour, einer Inselrundfahrt auf eigene Faust und tollen Essen unter freiem Himmel gefüllt.
Am Renntag brach Jörg, wie üblich bei der Langdistanz, schon bei Dunkelheit in Richtung Pier auf. Nachdem das Wetter die ganze Woche über sehr stabil und das Meer meist spiegelglatt war, kam am Renntag starker Wind auf und es türmten sich meterhohe Wellen. Das machte das Schwimmen bereits zur ersten großen Herausforderung des Tages und führte zusammen mit dem obligatorischen Neoprenverbot auf Hawaii im gesamten Feld zu etwas langsameren Schwimmzeiten als üblich.
Auch auf dem Rad hatte die Insel einige Überraschungen für die Starter zu bieten. Während die früher gestarteten Profis bereits mit Rückenwind in atemberaubenden Tempo zurück nach Kona flogen, musste sich der Großteil der Altersklassenathleten mit Gegenwind in die andere Richtung kämpfen. Am Streckenrand musste alles abgebaut werden, was nicht niet- und nagelfest war. Einige der Senioren im Feld kamen tatsächlich beinahe zum Stillstand – so stark blies der Mumuku an diesem Tag. Und das wurde Jörg dann am Wendepunkt noch aus einem anderen Grund zum Verhängnis. Ein Plastikbeutel in der Eigenverpflegungszone wehte ihm ins Hinterrad und verfing sich in seinem Schaltwerk. Das Schaltwerk wurde in Sekundenschnelle verbogen und dann komplett mit Schaltauge abgerissen. In der Regel ist bei so einem Defekt das Rennen zu Ende.
Aber Jörg wollte sich damit nicht abfinden. Er ließ den Radservice kommen. Doch dem fiel zunächst auch nichts ein, da er die nötigen Ersatzteile nicht zur Verfügung hatte. Jörg gab dann nach einiger Überlegung die Anweisung, die Kette soweit zu kürzen, dass er zumindest auf einem Gang weiterfahren konnte. Auf Grund des erwartet starken Rückenwinds auf dem Weg zurück nach Kona, entschied er sich für einen ziemlich großen Gang. Aber erneut hatte die Inselgöttin Pele eine Überraschung bereit. Der Wind drehte und so hatte Jörg ordentlich zu kämpfen und musste an jeder kleinen Welle aus dem Sattel gehen. Wer schon einmal eine Langdistanz gemacht hat, weiß, dass es im Grunde nicht gut ausgehen kann, wenn man regelmäßig in den roten Bereich gehen muss.
Das bewahrheitete sich dann leider auch bei Jörg und er hatte bereits gegen Ende der Radstrecke mit Krampfansätzen zu kämpfen. Damit kann dann ein Marathon zu einer langwierigen Geschichte werden. Jörg konnte aber nochmal alle Kräfte mobilisieren und bewältigte auch diesen letzten Schritt. Er bezwang die Einsamkeit auf dem QueenK Highway und die Hitze im berüchtigten Natural Energy Lab und überquerte nach 12:19:59 h die Ziellinie auf dem Alii Drive.
Damit war der so lange gehegte Traum in Erfüllung gegangen. Die Entbehrungen und Schmerzen werden bald vergessen sein, aber die schönen Bilder und Erfahrungen werden lange bleiben.
Geschafft, so sehen Champions aus!
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