Erste Brombachsee-Mitteldistanz

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„Stell dir vor, du wirst 90 Jahre alt und müsstest entscheiden, ob du den Kopf oder den Körper eines Dreißigjährigen behalten willst …“1
Auf den letzten der 113 Kilometern der Halbdistanz wäre mir die Antwort leichtgefallen.
Man sagt zwar: „Mind over matter“, aber ich hätte mich klar für die körperliche Leistungsfähigkeit entschieden.

Wie konnte es übehaupt so weit kommen?

Die Anmeldefrist für den jährlichen Klassiker in Zell a. S. hatte ich verpasst. Da bot sich die Alternative am Brombachsee2 geradezu an: näher, günstiger und dennoch dieselben Distanzen. Schwimmen im See, drei Radrunden mit je 350 Höhenmetern und ein 10-Kilometer-Lauf auf einer Wendepunktstrecke. Insgesamt rund 650 Einzelstarter und 100 Staffeln.

Im Vorfeld gab es einige Zweifel zur veröffentlichten Radstrecke, denn Plattformen wie Komoot zeigten für den GPX-Track lediglich 150 Höhenmeter pro Runde an.

Die roten Hinweise markieren die Steigungen der Radstrecke. Deshalb fuhr ich die Strecke am Freitag locker mit dem Rennrad ab: Ergebnis – 350 Höhenmeter in 65 Minuten. Alles in Ordnung.

Am Samstag holte ich die Startunterlagen ab und checkte alles ein, da die Wechselzone am Sonntag bereits um 7:30 Uhr geschlossen wurde, obwohl der Start erst für 8:38 Uhr angesetzt war.

Am Sonntagmorgen dann die Überraschung: Der asphaltierte Parkplatz war voll, Kies- und Wiese noch vorhanden.
In der Wechselzone packte ich kurz alles aus den regensicheren Plastikbeuteln, legte Rad- und Laufschuhe bereit. Die Radschuhe stellten die freundlichen Helfer (Kampfrichter) während des Schwimmens dann wieder zurück in die Box – nur Laufschuhe! dürfen vor der Kiste stehen.

Still ruht der See vor dem Start, Wassertemperatur 22oC

Schwimmen

Also, Neoprenanzug anziehen, einschwimmen, Startgruppe finden – und los! Das Startprozedere ungewohnt: meine vorgegeben Startzeit 08:38:40, selbstverantwortlich anstehen und rechtzetig ins Wasser springen.
Nach ein paar Zügen merkte ich: Die Schwimmbrille beschlägt. Absetzen, richten, weiter.
Doch das Problem blieb. Keine Mitschwimmer zu sehen, keine Bojen auszumachen -blind. Über die ganze Distanz nie eine richtige Wasserlage, ständig auftauchen, Brille ab, neu orientieren.
Nach 2.088 Metern laut GPX-Uhr der Ausstieg. Offensichtlich hatte während des Schwimmens viel Wasser geschluckt – das machte sich sofort auf dem Rad bemerkbar.

Radfahren

Der Magen voll, keine Lust auf Essen oder Trinken. Erst in der dritten Runde wirkten Salztablette und Toilettenpause. Die Rundenzeiten entsprachen dem Befinden: 1:05 Std., dann 1:07 und schließlich 1:12. Beim Radabstieg fühlte ich mich immer noch miserabel. Trotzdem die Entscheidung: weitermachen, den Lauf starten.

Laufen

Von Beginn an hatte ich das Gefühl, ständig bergauf zu laufen. Die Laufstrecke hat doch total nur 85 Höhenmeter.
Und, zweimal vom Weg abgekommen, da die Streckenposten schon weg waren. So ganz frisch war ich sicher nicht mehr.
Nie in den Flow gekommen, aber auch kein Einbruch – von Anfang bis Ende gleichmäßig im langsamen Trott. Auch so kommt man ins Ziel.
Nebenbei: Der Zweitplatzierte meiner Altersklasse überholte mich auch erst bei Kilometer 10, Lars’ Freundin schon nach 2 Kilometern. 😉

Resultat

Für Mich

Am Ende wurde ich Dritter in der Altersklasse – und als ältester Finisher geehrt.

Für den Wettkampf

Optimale Bedingungen bei etwa 23oC Grad.
Hervorragende Organisation, enthusiastische Zuschauer, viel Applaus, Zuspruch, Begeisterung und Musik.
Ein empfehlenswerter Wettkampf.

… und die vielen goodies

  1. Zitiert aus: Arthur Aron the „36 Questions“ A psychological experiment. ↩︎
  2. Der Große Brombachsee ist ein Stausee im Süden Mittelfrankens. Er liegt ca. 40km südlich von Nürnberg. ↩︎