gschaffd
Am 1. September 2024 um 18:36:13 Uhr: Geschafft!
Das Ziel, den Ironman 70.3 in Zell a. S. 2024 erfolgreich zu beenden.
Das Ziel das ich mir vor einem Jahr gesteckt hatte, ist erreicht!
1,9km schwimmend, 90km radelnd, 21km laufend, hinter mir.
Nachdem der Wettkampf 2023 ausfallen musste und die Generalprobe in Walchsee erfolglos verlief, schöpfte ich vor allem durch den Breisgau-Triathlon wieder Zuversicht, dass es dieses Mal klappen könnte. Die Anspannung vor dem Start war groß, nicht zuletzt, weil die Temperaturen seit Tagen über 30 Grad lagen – was nicht unbedingt sein musste.
Das Schwimmen im knapp 24 Grad warmen, kristallklaren See erlaubte den Altersklassenathleten das Tragen von Neoprenanzügen. Bis auf die üblichen Schwierigkeiten mit Brustschwimmern und ein paar Tritte in die Seite, Arme und Beine fühlte ich mich wohl und blieb innerhalb der erwarteten Zeit.
Es hat sich definitiv ausgezahlt, dass wir einige Tage im Hotel mit direktem Zugang zum See verbracht haben, sodass ich ein paar Kilometer im Neoprenanzug schwimmen üben konnte.
Der Wechsel war entspannt und stressfrei. Dank meiner hohen Startnummer fand ich meinen Wechselbeutel direkt am ersten Rack – kein langes Suchen nötig. Auch mein Rad stand nicht mitten im Getümmel, sondern als zehntes an der letzten Stange.
Auf den ersten 20 Kilometern der Radstrecke rollte ich mich ein, bevor der Anstieg Richtung Hochkönig begann. Die folgenden 10 Kilometer waren noch gut machbar, aber die letzten beiden Kilometer waren brutal: 15 Minuten für gerade mal 2 Kilometer. Ich sah sicher ein Dutzend Athleten, die ihr Rad den Berg hochschoben. Glücklicherweise zogen ab der Mitte des Anstiegs Wolken auf, und die Temperaturen fielen etwas.
Die Abfahrt war rasant, mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 km/h, und ich überholte einige vorsichtige Fahrer. Da hat sich das jahrelange Motorradfahren endlich mal ausgezahlt.
Etwa in der Mitte des Anstiegs fuhr ein komplett gelb gekleideter Athlet neben mir her und grüßte mich. Wir gehörten derselben Altersklasse an, aber die Verständigung war schwierig, da wir keine gemeinsame Sprache fanden. Trotzdem ging es irgendwie. Der Athlet, nennen wir ihn „Jan“, war etwa 1,65 m groß und drahtig, und nach einer Weile zog er an mir vorbei.
Irgendwo auf der schnellen Abfahrt überholte ich Jan wieder. Unten, ab Kilometer 40, wurde es flacher und das Gelände blieb bis ins Ziel wellig.
Der Wind frischte auf und wurde zu starkem Gegenwind. Aber hilft dann schieben nach dem Wendepunkt.
Beim Anstieg zur Burg Kaprun, noch 10 Kilometer bis zum Wechsel, war Jan immer noch hinter mir. Ich fuhr langsamer, er überholte, ließ aber nach 500 Metern wieder die Beine hängen. So sei es – wir fuhren gemeinsam in die Wechselzone ein und verließen sie auch zusammen.
„Lass ihn laufen!“, dachte ich mir, als er vor mir loslief. Es gab keine Chance, ihm zu folgen. Mein Lauftraining hatte ich erst im Juni dieses Jahres wieder aufgenommen, und meine gesamte Laufdistanz im Training und in Wettkämpfen belief sich auf gerade mal 94 Kilometer.
Im Überlebensmodus begann ich also zu laufen und versuchte, das Tempo zu halten, um zu sehen, was passiert. Das gelbe Männchen war zu Beginn noch in Sichtweite, verschwand aber bald aus meinem Blickfeld.
Die Laufstrecke führte zwei Kilometer am See entlang und ging dann in zwei Runden über.
Zu Beginn der zweiten Runde tauchte das gelbe Trikot wieder auf, etwa 200 Meter vor mir. Schluss mit dem Plan, einfach nur zu überleben – der Jagdinstinkt war wieder geweckt. Die Qual vergessen, das Lächeln zurück. Tempo und Puls höher. Da geht noch was.
Wir hatten keine Ahnung, auf welchem Platz wir lagen, da der „Rolling Start“ es unmöglich machte, die genaue Gesamtzeit zu wissen.
Aber das war egal – ich wollte einfach vor ihm ins Ziel laufen. Etwa drei Kilometer vor dem Ziel machte Jan an einer Verpflegungsstation Halt. Ich nutzte die Gelegenheit, schnappte mir eine Cola und zog das Tempo an. Jan folgte nicht und verlor bis zum Ziel knapp zwei Minuten auf mich.
Zieleinlauf: Glücklich, erschöpft und erleichtert. Vierter von sechs in der Altersklasse. Der Sieger war etwa 90 Minuten schneller als ich – aber was soll’s?