Jörg Kammerer und Alexander Fink starteten am Sonntag den 6.7.2014 bei der Ironman Europameisterschaft in Frankfurt. Am „längsten Tag des Jahres“ entwickelte sich bei schwüler Hitze nicht nur an der Spitze ein spannendes Rennen. Auch die TVM-Athleten lieferten tolle Leistungen ab und Jörg Kammerer erfüllte sich endlich einen großen Traum. Er holte sich einen der begehrten „Slots“ für die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii!
Bei einem Triathlon über die Langdistanz kann sehr viel passieren. Kaum ein Starter übersteht die 3.8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42.195 km Laufen ohne unterwegs irgendwann einmal auf ein Tief oder eine unvorhergesehene Situation reagieren zu müssen. Für zwei Athleten des TV Markgröningen kam allerdings schon vor dem Start alles anders als geplant. Jörg wollte sich eigentlich 2014 eine Pause von der Langdistanz gönnen und war für keinen Ironman gemeldet. Doch das Engagement seines Arbeitgebers Mercedes-Benz als Sponsor der weltweiten Ironman Serie brachte Jörg über ein Gewinnspiel nur rund sechs Wochen vor dem Wettkampf doch noch einen Startplatz in Frankfurt ein. Jürgen Kaub auf der anderen Seite musste leider nach monatelanger Vorbereitung wegen einer Erkältung in der Rennwoche auf einen Start verzichten. Und so fuhren am Freitag den 4. Juli Jörg und Alexander zusammen nach Frankfurt.
Der Renntag begann wie immer sehr früh. Der Wecker klingelte um 3:30 Uhr. Das Hotel war auf die Ironman Starter eingestellt und bot schon ab 4:00 Uhr Frühstück an. Nach ein paar Happen machten sich Jörg und Alex auf den Weg zum Shuttlebus Richtung Schwimmstart. Der Transport verlief reibungslos und die beiden trafen gegen 5:15 Uhr an der Wechselzone am Langener Waldsee ein. Hier herrschte schon reges Treiben und auch Jörg und Alex erledigten noch die letzten Vorbereitungen wie zum Beispiel das Verstauen der Wettkampfverpflegung am Rad. Pünktlich zum Startschuss für die Profis und einen ersten kleinen Teil der Altersklassenathleten um 6:45 Uhr kam die Sonne über dem Langener Waldsee heraus. Kurz darauf wünschten sich Jörg und Alex nochmal viel Erfolg und stiegen dann selbst ins Wasser. Um 7:00 Uhr begann dann auch ihr Rennen.
Der Schwimmstart mit rund 2400 Startern zur gleichen Zeit war die erste große Herausforderung. Beide TVM Starter befanden sich mit Ihren Schwimmzeiten von knapp unter 1:10 Stunden mitten im größten Trubel und mussten den ein oder anderen Tritt oder Schlag einstecken. Doch nichts was sie davon abhalten konnte, sich auf den 180 Radkilometern durch die Wetterau Platz um Platz nach vorn zu kämpfen.
Nachdem der Wetterbericht zunächst unbeständiges Wetter vorhergesagt hatte entwickelte sich der Tag doch ganz anders. Von Regen war nichts zu sehen. Stattdessen schien die Sonne und es wurde schwül heiß. Die Radstrecke bot für Jörg und Alex keine besonderen Herausforderungen. Die Anstiege waren, wenn man die Hügel im Südwesten gewohnt ist, kaum der Rede wert.
Jörg fliegt in Aeroposition über die Radstrecke
Einzig der Wind, der zum Ende des Radsplits auffrischte, machte den beiden auf den langen Geraden etwas zu schaffen. Windschattenfahren war für beide sowieso kein Thema, denn sie hatten sich inzwischen in einen Bereich vorgekämpft in dem es deutlich leerer war.
Das erleichterte auch den Start auf die abschließende Marathonstrecke. Hier war zunächst die drückend schwüle Hitze am Main neben den müden Beinen der größte Gegner. Jörg und Alex versuchten sich an Ihren Verpflegungsplan zu halten und nahmen zudem an jeder Verpflegungsstelle jegliche Art der Kühlung mit, die sie bekommen konnten.
Ab der Halbmarathonmarke füllte sich die Strecke zusehends und zwang die beiden TVM-Starter hin und wieder zum Slalomlauf. Immerhin zogen ein paar Wolken auf, was die Temperaturen angenehmer werden ließ. Jörg und Alex konnten einen sehr konstanten Marathon abliefern. Eine große Hilfe war dabei auch die Anfeuerung durch die Zuschauer.
Jörg ist noch ganz entspannt und kann ordentlich Druck machen auf der Laufstrecke
Besonders freuten sich die beiden natürlich wenn sie mit Jörgs Frau Elke oder den Eltern von Alex ein bekanntes Gesicht unter den Zuschauern entdeckten. Auf den letzten drei Kilometern hatte Jörg mit Krämpfen in den Waden zu kämpfen und zählte jede 100 m runter.
Doch als er auf den roten Teppich Richtung Römerberg in die sogenannte „Road to Kona“ einbog, war das alles vergessen und er hüpfte wie ein Gummiball auf und ab, was die Zuschauer auf den Tribünen zu Jubelstürmen hinriss.
Jörg kurz vor dem Zieleinlauf
Eine gute halbe Stunde später bog auch Alex auf den roten Teppich ab und bedankte sich bei den Zuschauern für die Unterstützung, was auch ihm nochmal großen Beifall einbrachte.
Nach dem Rennen kam dann für Jörg der Blick in die Ergebnislisten. Rang 19 in der Altersklasse bei 16 zu vergebenden Startplätzen für die Ironman Weltmeisterschaft in Kailua Kona, Big Island Hawaii. Da war klar, dass der Plan direkt nach dem Rennen nach Hause zu fahren, abgeändert werden musste. Jörg und Alex blieben also noch eine Nacht im Hotel und besuchten am nächsten Nachmittag die Siegerehrung. Hier bot sich noch die Möglichkeit für ein Foto mit dem neuen Ironman Europameister aus Mühlacker, Sebastian Kienle.
Dann begann das Zittern. Würden drei Leute ihren Startplatz nicht annehmen, wäre Jörg bei der WM dabei. Erste Hoffnung nach der Absage des Sechstplatzierten.
Kaum auszuhalten die Spannung, nachdem auch der Achte seinen Platz nicht annahm. Und dann die Erlösung und die Freude, nachdem ein weiterer Athlet auf seinen Startplatz verzichtete und somit klar war, dass endlich das Ticket gelöst war für Jörg. Großen Glückwunsch an Jörg und alle Trias des TVM drücken schon jetzt die Daumen!
Jörg mit den Startunterlagen für die Ironman WM im Oktober auf Hawaii
06.07.2014